Mit Volldampf ins Bügelglück!

Gäbe es einen Poesiepreis des Genderwahns, so hätte ich einen Vorschlag. And The Winner Is: mein geliebter Albrecht Discounter, aka: Aldi Süd.

Kurz wähnte ich mich im 19. Jahrhundert, als ich den fetten Slogan vom Bügelglück im Aldiprospekt fand – es war um die Karnevalzeit, also vielleicht ein hintersinniger Scherz der hippen Werber, die Aldi jüngst beschäftigt? Wäre da nicht das Fotomotiv mit blondem – weiblichen – Model am Bügelbrett gewesen. Ich ahnte, das Ganze ist ironiefrei. Mein Lieblingsdiscounter, der bei mir seit ich denken kann einen Stein im Brett hat als Wohltäter der sozial Schwachen – wer sonst hat seit den Achtzigern den deutschen Lebensmitteleinzelhandel derart aufgemischt, dass heute die Deutschen unter den Europäern das Volk sind, das den geringsten Anteil des Haushaltseinkommens fürs Essen ausgibt. Die Stiftung Warentest tat das Ihre und bescheinigte Aldi-Handelsmarken regelmäßig beste Qualität. Kein Gejammere über angeblich unterbezahlte, überhetzte Kassiererinnen konnte meine Zuneigung bremsen. Doch muss ich nun betrübt zur Kenntnis nehmen, dass Aldi sich trotz der derzeit offenkundigen Modernisierungsanstrengungen ein seeehr konservatives Frauenbild erhalten hat.

Das Bügelglück zu finden, ist wohl Heerscharen von Hausfrauen jahrhundertelang verwehrt geblieben. Ich wage zu behaupten, dass das wahre Bügelglück darin liegen mag, jemand anders beim Bügeln zuzusehen. Oder besser noch: die Augen verschließen zu können vor dieser garstigsten aller Hausarbeitslasten (sic): Die englische Sprache hat die treffende Wortfügung „household chores“ dafür. Schon an dem neutral anmutenden Wort „Hausarbeit“ erkennt man den Antimodernismus deutscher Prägung, handelt es sich doch regelmäßig um unbezahlte Arbeit auf Gebieten, die Männer einzig unter der Bedingung für sich erkunden, wenn für die betreffende Tätigkeit alsbald eine Weltmeisterschaft, Sterne oder Medaillen ausgelobt werden oder zumindest serienmäßige Fernsehauftritte gesichert sind, wie bei den notorischen Kochsendungen. Wenn die Sprache das Bewusstsein prägt, so erklärt dies, warum der bürgerliche britische Haushalt schon lange auf Nannys und Haushälterinnen zurückgreift. Denn welcher Ehemann will schon seine Ehegattin mit „Chores“ vergraulen. Das Glück mag auf dem Rücken der Pferde oder um die nächste Hausecke liegen, am Bügelbrett findet man es nicht.

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